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38. Tagung des Schwerter Arbeitskreises Katholizismusforschung

22. bis 24. November 2024 - Call for Papers veröffentlicht

Die Jahrestagung des Schwerter Arbeitskreises bildet ein offenes Forum, das Forscher:innen verschiedener Disziplinen die Möglichkeit bietet, neue Projekte und Fragestellungen in der Katholizismusforschung in kollegialer Atmosphäre zu diskutieren. Die diesjährige Tagung findet vom 22. bis 24. November 2024 in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie Schwerte statt. Die offizielle Einladung einschließlich Programm und Anmeldeunterlagen wird nach der Sommerpause verschickt.

Im Mittelpunkt stehen wie gewohnt die Vorstellung und die Diskussion laufender Arbeiten zur historischen Katholizismusforschung vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Besonders Forscher:innen, die im Kontext von Qualifikationsschriften (Master-, Diplom-, Magisterarbeiten, Dissertationen und Habilitationen) arbeiten, sind herzlich eingeladen, ihre Projekte vorzustellen und Themenvorschläge einzureichen. Die Projektvorstellungen können unabhängig vom Thema der Generaldebatte aus der ganzen Breite der Katholizismusforschung stammen. Bewerbungen in Form eines halbseitigen Abstracts und eines kurzen Lebenslaufs sind bis zum 30. Juni 2024 an die Sprecher:innen Sarah Thieme (sarah.thieme@uni-muenster.de) und Martin Belz (martin.belz@uni-osnabrueck.de) zu senden. Wir freuen uns über alle Bewerbungen!

Am Sonntagvormittag widmet sich die Jahrestagung im Rahmen der Generaldebatte traditionell einem spezifischen Thema der Katholizismusforschung. Das Thema lautet in diesem Jahr:

„Macht euch die Erde untertan“ (Gen 1,28)?
Umwelt und Technik aus christlicher Perspektive im 20. Jahrhundert

Nicht erst seit den sogenannten Klimaprotesten von „Fridays for future“ und der „Letzten Generation“ wird über den menscheninduzierten Klimawandel und die schädlichen Umweltfolgen menschlichen Verhaltens intensiv diskutiert. Schon in den 1980er-Jahren avancierten beispielsweise das Waldsterben und die Atomkraft zu gesellschaftlich relevanten, konfliktreichen Themen. Und auch in den Jahrzehnten davor waren mit der Aneignung und dem Schutz der Umwelt gesellschaftlich wie kirchlich virulente Fragestellungen verbunden. Bereits seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war die Frage nach der technischen Nutzbarmachung der Natur relevant, die moralischen Grenzen der Techniknutzung durch den Menschen wurden spätestens mit der Entwicklung der Gentechnik (Stichwort: Klonen) und den Fortschritten in der Reproduktionsmedizin diskutiert.

Auch die katholische Kirche reflektierte diese Entwicklungen, wenn auch zum Teil mit Verzögerung: Während sich die Sozialenzykliken seit „Rerum Novarum“ von Leo XIII. (1891) vor allem auf die sozialen und gesellschaftlichen Folgen der Industrialisierung (Stichwort: „Soziale Frage“) fokussierten, machte die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 die menschliche Verantwortung für die Umwelt und für die Bewahrung der Schöpfung inklusive einer Reflexion über die sozialen Folgen von Umweltausbeutung und Klimawandel zum zentralen Thema der Diskussion.

Vor diesem Hintergrund befasst sich die Generaldebatte der 38. Jahrestagung des Schwerter Arbeitskreises mit der Frage: Wie gestaltete sich das Verhältnis von Christ:innen zu Umwelt und Technik im 20. Jahrhundert?

In der Generaldebatte möchten wir diskutieren, welche Einstellungen sich im Christentum zu Umwelt und Technik entwickelten und wie sich diese im Laufe der Zeit veränderten. Welche Zugänge, Perspektiven und Verständnisse von Schöpfung, Aneignung der Umwelt und der Natur sowie ihrer Bewahrung oder Ausbeutung bildeten sich unter Christ:innen aus? Wie nahmen sie technische und industrielle Veränderungen wahr und rezipierten diese? Wie begegneten sie Industrialisierung und technischen Errungenschaften einerseits, Umweltbewegungen und Klimaschutzaktionen andererseits? In welchen Formaten und Aktionsgruppen sowie welchen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Verbänden und Institutionen organisierten sie sich?

Zu fragen und zu diskutieren ist zudem, welche biblischen Motive und kirchliche Traditionen zu einem  historischen Umwelt- und Technikverständnis führten sowie welche Leitlinien ein jeweils spezifisches Bewusstsein prägten. Welche Rolle spielten die Sozialenzykliken, welche die zahlreichen inner- wie außerkirchlichen Bewegungen, welche einzelne ökumenische Initiativen? Und gab (und gibt) es ein „typisch katholisches“ oder ein „typisch evangelisches“ Umwelt- und Technikverständnis?

Für die Diskussion dieses Themas konnten wir mit Maria Schubert (Bochum), Michael Schüring (München) und Frank Uekötter (Bochum) drei ausgewiesene Expert:innen als Referent:innen gewinnen: Frank Uekötter wird auf Basis seiner Forschungen eine Einführung in das Thema aus Sicht der allgemeinen Technik- und Umweltgeschichte geben. Daran anschließend wird Maria Schubert die Beziehung zwischen der Umweltbewegung der 1970er- und 1980er-Jahre und der katholischen Kirche darstellen und die Entwicklung eines spezifisch christlichen Verständnisses von der „Bewahrung der Schöpfung“ anhand ausgewählter Beispiele aus dem lehramtlichen und basiskirchlichen Bereich beleuchten. Michael Schüring wird schließlich die Konflikte um die Atomenergie aus Sicht der Evangelischen Kirchen zwischen 1970 und 1990 beschreiben.

Diesen Call for Papers finden Sie auch hier zum Download (pdf).

Fragen

Wenn Sie allgemeine Fragen zur Jahrestagung 2024 oder Interesse am Schwerter Arbeitskreis Katholizismusforschung haben, schreiben Sie bitte dem Sprecher*innenteam.